Calypso

Calypso
Ca|lỵp|so 〈m. 6
1. 〈urspr.〉 Tanz der Schwarzen in Mittelamerika
2. 〈danach〉 Modetanz im Samba- u. Rumbarhythmus
3. 〈grch. Myth.〉 Nymphe aus der homerischen Odyssee, die Odysseus einige Jahre gefangen hielt

* * *

Ca|lyp|so [ka'lɪpso ], der; -[s], -s [H. u.]:
1. volkstümliche Gesangsform der afroamerikanischen Musik Westindiens.
2. figurenreicher Modetanz der späten 50er-Jahre im Rumbarhythmus.

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I
Calypso
 
[kreolisch, ka'lipso], in den südlichen und östlichen Gebieten der Karibik, insbesondere auf Trinidad und Tobago, verbreitete Lied- und Tanzform, die sich als Synthese afrikanischer und westindischer Folklore in einem lang währenden Prozess herausgebildet hat, große Popularität erlangte und seit etwa hundert Jahren zu einem wesentlichen Bestandteil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in dieser Region geworden ist. Die Herkunft des Wortes ist ungewiss, frühe Formen nannte man auch Caiso (umgangssprachlich = »bravo«).
 
Die Geschichte des Calypso reicht bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Nach der in Mittelamerika 1838 erfolgten Aufhebung der Sklaverei blieb die Erinnerung an das unwürdige Dasein in Unterdrückung und Rechtlosigkeit in vielen Liedern (Kalindas) der Farbigen erhalten. Auch die in der Folgezeit einsetzende neue Abhängigkeit und verschärfte Ausbeutung fand ihren Niederschlag in den oft improvisierten Gesängen. Bis in die Gegenwart bestimmen sozialkritische, aktuelle Geschehnisse aufgreifende Texte (vielfach in regionalen Dialekten, auch mit Englisch und Französisch vermischt) den Inhalt der Calypsos. Mitunter lebten die Sänger, die Calypsonians, verfolgt im Untergrund. Einige der bekannten Sänger gaben sich fantasievolle Namen, z. B. Lord Executer, Attila de Hun, King Salomon, Lord Melody, Calypso Rose (eine der wenigen Sängerinnen). Doch zum Calypso gehört auch das Heitere, Ironisierende. Das zeigt sich insbesondere zum Karneval und zu den vielfältigen Vergnügungen, aber auch bei den beliebten Calypso-Wettbewerben. Eine erste Blütezeit des Calypso war zwischen 1900 und 1940. Danach setzte durch die Verbreitung über Rundfunk und Schallplatte eine zunehmende Kommerzialisierung ein, die Mitte der Fünfzigerjahre ihren Höhepunkt erreichte, als der Calypso zum Modetanz avancierte. Einer der wegbereitenden Titel war der später in vielen Varianten kopierte und inhaltlich verfälschte »Banana Boat Song« (1956) in der Interpretation von Harry Belafonte (* 1927), in dessen Liedern viele Elemente der ursprünglichen Calypso-Musik weiterleben.
 
Trotz kommerzieller Verflachung und Degradierung zur Touristenattraktion hat sich auf Trinidad, gerade in Zeiten politischer Konflikte, das gesellschaftliche Engagement in den Liedern erhalten. Der echte Calypso ist in Wort und Musik Volkspoesie, vielgestaltig in seinen Erscheinungsformen, die sich kaum kategorisieren lassen. Selbst das sonst typische Merkmal eines unverwechselbaren Grundrhythmus lässt sich beim Calypso nicht belegen (vergleiche die in einigen Schlagzeugschulen völlig voneinander abweichenden Rhythmusschemata). Eine Begründung dafür ist die Tatsache, dass die Calypso-Sänger häufig Rhythmusfiguren anderer Tänze zur Begleitung ihrer Lieder nutzen. Als gemeinsame Kennzeichen können die Geradtaktigkeit (2/2 bzw. 4/4), die Polyrhythmik und die Verwendung von Tresillo und Cinquillo angegeben werden. Während sich früher die Begleitung auf Gitarre und Rhythmusinstrumente beschränkte, singen heute die Calypsonians meist mit kleinen, aber auch größeren Bands, seit den Vierzigerjahren oft begleitet von Steelbands. Zu den bekanntesten Calypso-Musikern gehören Lord Kitchener (* 1938), Mighty Sparrow (* 1935), Calypso Rose (* 1952), Chalkdust (* 1950), Arrow of Montserrat (* 1955) und David Rudder (* 1953).
 
Siehe auch: Soca.
II
Calỵpso
 
[Herkunft unsicher] der, -(s)/-s, ursprünglich ein mit Gesang verbundener Tanz (im 2/4- oder 4/4-Takt) der Farbigen auf den Antillen; seit etwa 1900 bekannt, wurde er um 1955 in den USA zum Modetanz, seit 1957 auch in Europa beliebt, v. a. durch Harry Belafonte (»Bananaboat-Song«). In Gegenüberstellung der Paare wird die Schrittfolge auf der gleichen Stelle ausgeführt, durch Rumpf- und Kniebewegungen der der Rumba ähnlicher Rhythmus nachvollzogen.
III
Calỵpso
 
[nach der griechischen Nymphe Kalypso], 1980 entdeckter Mond des Planeten Saturn.

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Ca|lyp|so [ka'lɪpso], der; -[s], -s [H. u.]: 1. volkstümliche Gesangsform der afroamerikanischen Musik Westindiens. 2. figurenreicher Modetanz im Rumbarhythmus.

Universal-Lexikon. 2012.

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